Vereinigung der
Orgelsachverständigen
Deutschlands

Trakturen

Trakturen sind die Übertragungselemente zwischen den Betätigungselementen der Spielanlage (Tasten, Registerzüge/-schalter) und den Ventilen der Windladen. Die Spieltraktur überträgt die Tastenbewegungen auf die Tonventile der Windladen, die Registertraktur bewirkt die Einschaltung der Register von den Betätigungselementen im Spieltisch hin zu den Registerventilen in den Windladen.

Es gibt drei verschiedene Trakturgattungen sowie deren Mischformen:

Bei der mechanischen Spiel- und Registertraktur erfolgt die Bewegungsübertragung auf mechanischem Weg mittels der physikalischen Hebelgesetze. Die vom Spieler ausgeübten “Kräfte” werden in Längsrichtung mittels Abstrakten, Stechern oder Zugstangen übertragen. Wellenbretter oder Wellenrahmen (bei seitenspieligen Orgeln) übernehmen die Aufgabe, die Tonfolge der Klaviatur auf die Abfolge der Pfeifen auf den Windladen zu verteilen und zu vergrößern.

Bei der pneumatischen Traktur (Röhrenpneumatik) erfolgt die Bewegungsübertragung zwischen Taste/Schalter und Ventil durch Luftdruckimpulse. Tasten oder Registerschalter betätigen kleine Ventile im Spieltisch, die über dünne Bleiröhrchen eine Impulsübertragung bis zu den Ton- und Registerventilen in der Windlade auslösen.

Bei der elektrischen Traktur betätigt der vom Spieltisch kommende Stromimpuls direkt einen Zugmagneten, der das betreffende Tonvetil öffnet oder einen Schleifenzugmagneten oder -motor, der die Schleifen (Register”ventile”) bewegt.

Gebäuchliche Mischsysteme sind die mechanisch-pneumatische (z.B. Barkerhebel), mechanisch-elektrische (z.B. Koppeln) und die elektro-pneumatische Traktur. Bei erfolgt die Impulsübertragung zunächst elektrisch - von Taste/Schalter im Spieltisch zu Elektromagneten in oder unter den Windladen. Diese betätigen kleine Ventile in einem elektropneumatischen Relais, von welchem dann Luftdruckimpulse zu den bei der pneumatischen Traktur beschriebenen Ton- und Registerventilen weitergegeben werden.

Ursache für die Entwicklung neuer Traktursysteme ab der Mitte des 19. Jahrhunderts war die schwere Bespielbarkeit großer mechanischer Orgeln. Mittels der pneumatischen Traktur konnte ein bis dahin unerreicht leichter Tastendruck auch bei großen Orgeln erzielt werden. Wegen der Impulsverzögerung auf längeren Trakturstrecken waren letztlich jedoch meist nur kleinere pneumatische Orgeln oder ausgezeichnet konstruierte befriedigend spielbar. Auch Registrierhilfen (feste und freie Kombinationen) konnten mittels der Pneumatik leicht hergestellt werden. Später beseitigten die elektro-pneumatischen und elektrischen Trakturen erfolgreich die Nachteile der “langen Leitung” bei pneumatischen Trakturen, verursachten jedoch noch “explosivere” Anblasgeräuschen bei den Pfeifen. Die letztgenannten Trakturen ermöglichten auch, Teilwerke weit entfernt vom Spieltisch zu platzieren (z.B. Fernwerk) und diesen beweglich einzurichten. Nur die mechanische Spieltraktur ermöglicht dem Spieler eine direkte Kontrolle der Tonventilbewegungen und damit eine besonders differenzierte Artikulation der gespielten Musik.